6. Juli 2022
3 min

Studieren in den Niederlanden

Viele Deutsche verlegen ihren Lebensmittelpunkt für die Zeit des Studiums nach Holland. Welche Gründe dafürsprechen und was du beachten musst, erfährst du in diesem Artikel.

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Die Niederlande sind bei deutschen Studierenden sehr beliebt. Das liegt nicht nur daran, dass 90 % der Studiengänge zulassungsfrei sind, sondern auch an der guten Ausstattung der Hochschulen und der familiären Atmosphäre. Dank der Bologna-Reform wird dein holländischer Hochschulabschluss problemlos in Deutschland anerkannt. Was du vor der Bewerbung um einen Studienplatz wissen solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Welche Vorteile bietet dir ein Studium in Holland?

Wenn dir das Studieren in kleinen Gruppen wichtig ist, bist du an einer niederländischen Hochschule richtig. Hier wirst du es anders als in Deutschland nicht mit überfüllten Hörsälen und Seminaren zu tun haben, sondern in überschaubaren Gruppen lernen. Aus der geringeren Anzahl der Studierenden pro Gruppe resultiert eine gute persönliche Betreuung durch die Dozenten, da diese Zeit haben, die Studierenden individuell zu unterstützen. Gleichzeitig ist das Verhältnis zwischen Dozenten und Studierenden von mehr Offenheit und weniger Hierarchie geprägt. Die Lehrenden verstehen sich als Unterstützer im Lernprozess und begegnen dir dementsprechend auf Augenhöhe. Die Hochschulen sind generell sehr gut ausgestattet.

Gibt es Studiengebühren?

In Holland wird für alle Studierenden das sogenannte wettelijk collegegeld erhoben, das jeweils für ein Studienjahr anfällt und sich jährlich um ungefähr 70 € erhöht. Den genauen Betrag erfährst du von der Hochschule, an der du studieren willst. Wenn du dich im ersten Studienjahr befindest, musst du jedoch nur in etwa die Hälfte der Gebühr bezahlen. Solltest du in Deutschland BAföG erhalten, übernimmt das Amt im ersten Jahr die Kosten. Alternativ kannst du eine Unterstützung des niederländischen Staates, den collegegeldkrediet, beantragen.

Unter Umständen fallen weitere Studiengebühren für dich an. Dies ist der Fall, wenn eines der folgenden Kriterien auf dich zutrifft:

  • Du bist älter als 30 Jahre.
  • Du hast bereits einen Bachelor- oder Masterabschluss erworben.
  • Dein Wohnort während des Studiums befindet sich nicht in den Niederlanden oder in Deutschland.
  • Du kommst aus einem Land außerhalb der Europäischen Union.

Wodurch unterscheidet sich der Unterricht von dem an einer deutschen Hochschule?

Der Unterricht ist verschulter als hierzulande. Die Lehrinhalte werden nicht im Frontalunterricht, sondern im Kontext von Situationen aus der Praxis in Kleingruppen erarbeitet. Das pädagogische Konzept beruht auf Erkenntnissen der Kognitiven Psychologie und wird als „problemgesteuerter Unterricht“ bezeichnet. Dadurch sollen vernetztes Denken, Teamfähigkeit und aktives Lernen gefördert und der natürliche Lernprozess imitiert werden. Du erwirbst also gleichzeitig fachliches Wissen und Sozialkompetenzen, die dir später im Beruf zugutekommen werden.

Welche Voraussetzungen musst du erfüllen?

Zum einen benötigst du für die Bewerbung an einer Universität das Abitur und für einen Studiengang an einer Fachhochschule das Fachabitur. Nur wenige Studiengänge, darunter Human-, Zahn- und Tiermedizin, sind zulassungsbeschränkt. Einen Numerus Clausus (NC) gibt es in Holland nicht, dafür allerdings den Numerus Fixus. Dieser gibt die Zahl der vorhandenen Studienplätze vor. Möglicherweise verlangt die Hochschule auch, dass du deine Sprachkenntnisse in Niederländisch mit dem NT2-II nachweist. Wenn die Unterrichtssprache in deinem Studiengang Englisch ist, musst du in der Regel einen TOEFL- oder IELTS-Nachweis erbringen. Andere Zulassungsbedingungen sind jedoch möglich, weshalb du dich immer bei der jeweiligen Lehranstalt erkundigen solltest.

Welche Formalitäten gilt es zu beachten?

Wenn du dich in Holland niederlässt, musst du dich innerhalb von fünf Tagen bei der gemeentelijke basis administratie melden. Um deinen Wohnsitz zu registrieren, benötigst du deinen Personalausweis, eine Kopie des Mietvertrags sowie eine internationale Geburtsurkunde. Zusätzlich musst du eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, was bei der Ausländerbehörde oder der Polizeidienststelle in deinem Ort möglich ist. Ein Visum ist für deutsche Staatsangehörige nicht erforderlich.

Deine gesetzliche Krankenversicherung schützt dich auch in Holland vor Behandlungskosten, da die örtliche Gebietskrankenkasse die medizinische Versorgung bezahlt. Damit alles reibungslos abläuft, solltest du eine Europäische Krankenversicherungskarte beantragen, die für den Einsatz im europäischen Ausland entwickelt wurde.